Marienkapelle

Die historische Marienkapelle auf dem 373 m hohen Karmelenberg ist Anziehungspunkt für viele Menschen. Das 1662 errichtete sakrale Kleinod ist 1992 von der Gemeinde erworben und anschließend saniert worden, um es der Nachwelt zu erhalten. Besucher aus fernen Ländern sind keine Seltenheit. Inzwischen hat das Marienheiligtum einen guten Ruf als Hochzeitskapelle erhalten.
Wenn Sie Interesse an einer Führung haben, oder dieses besondere Kleinod für Ihre Hochzeit nutzen möchten, wenden Sie sich an den Förderverein oder die Gemeinde

Vor fast 350 Jahren, es war im Jahre 1662, wurde die Marienkapelle auf dem Karmelenberg von Johann Lothar Waldbott von Bassenheim (1615 - 1676) und seiner zweiten Frau Anna Magdalena gestiftet. Grund für diese Stiftung war die Erfüllung eines Gelübdes, welches das Ehepaar aus Dankbarkeit für die Genesung des Freiherrn von schwerer Krankheit und für die Geburt eines gesunden Kindes beschloss.

Gräfin Anna Magdalena gebar während ihrer Ehe mit dem Reichsfreiherrn vier kranke Kinder, die kurz nach der Geburt verstarben. In Erwartung ihres fünften Kindes besuchte sie ihre frühere Erzieherin und Klostervorsteherin aus Luxemburg, Catharina Ginth. Diese schenkte ihr ein tönernes Marienbildnis, welches dem noch ungeborenen Kind Gesundheit schenken sollte.

Als die kleine Maria Anthoinet gesund zur Welt kam, waren die Eltern überglücklich, lösten ihr Gelübde ein und beauftragten den Kapuziner Matthias von Saarburg mit der Errichtung einer Kapelle zu Ehren Mariens auf dem höchsten Punkt Bassenheims, dem 372 m hohen Karmelenberg, den man damals noch Hexenberg nannte. Fertig gestellt wurde der Bau 1666, ein Jahr vor dem Tode Johann Lothar von Waldbott von Bassenheim. Zunächst wurde die Kapelle nur von der Stifterfamilie genutzt und erst ab dem 26. September 1688, dem Jahr der Einweihung, auch Pilgern zugänglich gemacht.

Die Marienkapelle gilt als die älteste Barockkirche im Koblenzer Raum. Als Baumeister wird der Kapuzinerpater Matthias von Saarburg genannt, der zu jener Zeit in Ehrenbreitstein tätig war. Es besteht eine Ähnlichkeit zwischen der Marienkapelle in Bassenheim und der Kapuzinerkirche in Ehrenbreitstein. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts bewohnten Eremiten die Kapelle.

Die Marienkapelle ist ein verputzter Bruchsteinbau, für dessen Errichtung vulkanische Schlacke und Tuffstein Verwendung fand. Letzterer sollte von einem römischen Grabmal stammen, welches sich vermutlich in unmittelbarer Nähe der Kapelle befand.

Über dem Chor befindet sich die Klausnerstube als Wohnstätte für die Eremiten. Zu beiden Seiten des Chors liegen erhöht die beiden Herrschaftslogen der Stifterfamilie. Das Innere zeigt sich als Saalkirche mit flacher Decke und einem überwölbten, rechteckigen Chor. Zwei Treppentürme führen zu den Herrschaftslogen und zur Eremitage.Der Chor ist eingezogen. Er wird im Erdgeschoss von einer Sakristei und einem Oratorium für den Eremiten flankiert. Die leeren Altarnischen und besetzten Wandkonsolen zeigten dem Betrachter des Kapellen-Innenraumes nach Vollendung der Restaurierung, dass hier etwas fehlte.

Die Heiligenfiguren, die jahrundertelang die Kapelle zierten, gehörten beim Kauf des maroden Gebäudes durch die Gemeinde nicht zum Übernommenen Inventar. Durch die Initiative des Fördervereins wurden die Figuren von verschiedenen Künstlern weitgehend orginalgetreu nachgearbeitet. Sie sind heute nicht mehr wegzudenken und vervollständigen das angenehme Gesamtbild des Innenraumes der Kapelle.

Der Weg zur Marienkapelle bietet ein Erlebnis für jeden, der sich ein Gespür für die Natur und Geschichte erhalten hat. Beim Gang durch die Allee richtet sich der Blick des Wanderers auf zum Teil jahrhunterte Jahre alte Bäume, die nicht nur durch ihre skurrilen Formen und ihr hohes Alter beeindrucken. Lothar Johann Walpot von Bassenheim, der Erbauer der Kapelle, ließ diese Allee errichten, deren Bäume den Weg vom Ort bis hinauf auf den Karmelenberg zur Marienkapelle säumen. Unzählige Pilgergruppen, Prozessionen und Spaziergänger haben im Laufe der Jahrhunderte diese Allee durchschritten. Beginnt man mit dem etwas beschwerlichen Aufstieg, findet man auf halber Höhe des Weges die sieben Fußfälle, die zum Verweilen und Betrachten der Leidensgeschichte einladen.

Die sieben Szenen sind als Tuff-Flachreliefs ausgearbeitet und wurden samt den Stationenhäuschen vom Förderverein für die Marienkapelle vollkommen restauriert

Die Szenen der sieben Fußfälle:

1. Jesus nimmt Abschied von seiner Mutter

2. Jesus betet im Ölgarten

3. Jesus wird gegeißelt

4. Jesus wird mit Dornen gekrönt

5. Jesus wird zum Kreuzestod verurteilt

6. Jesus nimmt das Kreuz auf sich

7. Jesus wird ans Kreuz genagelt

Der Förderverein für die Marienkapelle auf dem Karmelenberg wurde 1993 zu dem Zweck gegründet, die notwendigen Gelder zur Sanierung der Marienkapelle über Spenden zu beschaffen und sich um den Erhalt und die Pflege der Kapelle zu kümmern. Die in der Vereinssatzung vorgegebenen Aufgaben wurden erfüllt, viele Geldspenen konnten für die Restaurierung dankbar entgegengenommen werden. Heute wird Geld benötigt, um den Zustand des Gebäudes außen und innen zu erhalten. So fielen Dachsanierungs- und Malerarbeiten an der marode Holzfußboden im Dachbereich musste erneuert werden. Auch bei der Grundsanierung der sieben Fußfälle war der Förderverein durch die Bereitstellung der erforderlichen finanziellen Mittel gefordert. Die Beiträge der rund 300 Vereinsmitglieder tragen dazu bei, die Kapelle mit ihrem Umfeld für kommende Generationen zu erhalten und zu sichern.

Als nach dem 2. Weltkrieg die Wallfahrten zu Ende gingen, drohte das sakrale Kleinod zu verfallen. Die Gemeinde Bassenheim hat es 1992 zum symbolischen Preis von einer D-Mark erworben und 1993/98 gründlich saniert und renoviert. Das kostete die beachtliche Summe von 1,05 Mill. DM. Inzwischen erfreut sich die Marienkapelle wieder großer Beliebtheit und ist auch als Hochzeitskapelle begehrt.